Heute ist die allgemeine Hektik in fast jeder Lebenslage so selbstverständlich geworden, dass manche Menschen nicht einmal mehr zur Entspannung fähig sind. Dann ist selbst die Freizeit eine von Terminen strotzende Herausforderung.
Was löst Stress aus:
hohe, ggf. zu hohe Ansprüche an die eigenen Leistungen
Ungeduld, etwas schneller erreichen zu wollen, als möglich
Perfektionismus, alles besser machen wollen als andere
Konflikte am Arbeitsplatz oder in der Familie (dazu gehört auch die Über- oder Unterforderung)
übermäßige Besorgnis oder Angst (z.B. Sorgen um den Arbeitsplatz)
Fehlender Ausgleich, wie z.B. Sport und/oder Entspannung
Dauerstress kann letztendlich zum sogenannten burn-out Syndrom führen. Dem Gefühl, völlig überfordert zu sein. Die Anzeichen dafür können eine übermäßige Leistungsbereitschaft sein, das Gefühl - "ohne mich bricht hier alles zusammen" ! Die Bereitschaft auf eigene Bedürfnisse nicht zu achten (z.B. zu wenig Schlaf) oder keine Zeit mehr für andere Aktivitäten zu haben.
Burn-out führt dann zu Ängsten ganz unterschiedlicher Art und Stimmungsschwankungen sind an der Tagesordnung. Die unterschiedlichen Stimmungen fallen meist zuerst den anderen auf, da die Grundstimmung nach außen aggressiver und innerlich depressiver wird. Die Folgen sind dann häufig Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Entscheidungsunfähigkeit und körperliche Erschöpfung. Meist ignoriert der Mensch lange diese Dinge, bis die ersten körperlichen Beschwerden auftreten.
Psychische Angst ist ein starker Stressauslöser. Haben Sie schon mal erlebt, dass Sie durch einen Garten oder Wald gingen und plötzlich sahen Sie eine Schlange. Der Schreck war groß, obwohl Sie bei genauerem Hinsehen erkannten, dass es nur ein knorriger Ast war, der da im Gras lag.
Oder wer hat nicht schon einmal in den Schatten irgendetwas gesehen, was sich beim genaueren Hinschauen als nicht real entpuppte? Aber nicht nur solche Vorstellungsbilder können Stress auslösen.
Ein Beispiel:
Ihr Vorgesetzter hat Ihnen eine Termin-Sache übertragen, sie befürchten, den Termin nicht zu schaffen. Umso näher der Tag rückt, umso mehr setzen Sie sich selbst unter Stress, dass kann bis zu körperlichen Symptomen wie Herzjagen, Übelkeit oder Kopfschmerzen führen.
Das englische Wort Stress bedeutet: Druck, Spannung, Belastung und wurde ursprünglich in der technischen Materialprüfung verwendet. Im medizinischen Sprachgebrauch bedeutet Stress ein charakteristisches Reaktionsmuster (Anpassungszwänge) auf Belastungen, Anstrengungen und Ärgernisse. Der Stressforscher Hans Selye war der erste, der den Ausdruck "Stress" um 1950 für seelische Spannung bzw. seelische Anspannung benutzte. Allerdings betrachtete er ein gewisses Maß an Stress, an seelischer Spannung als normal. Es erhalte die Reaktionsfähigkeit des Menschen und ermögliche es ihm, Neues zu erlernen. Zu große Anspannung, oder zu viel Stress aber könne der Mensch nicht bewältigen und dies gefährde dann seine seelische Gesundheit. Selye verbreitete den Begriff auf seinen zahlreichen Vortragsreisen über das "Stress-Syndrom", wodurch sich das Wort "Stress" heute in vielen Sprachen durchgesetzt hat.
In alten Zeiten, als der Mensch noch als Jäger und Sammler durch das Land zog, sollen laut Wissenschaft, die Reaktionsmuster entstanden sein. Ein Jäger der plötzlich mit einem Raubtier konfrontiert war, hatte zwei Möglichkeiten: Kämpfen oder fliehen!
Die biologischen Abläufe im Körper eines Tieres sind in einer Gefahrensituation die gleichen wie im Körper eines Menschen, der z.B. durch ein schnell herannahendes Auto überrascht wird. Über das Zentrale Nervensystem wird eine Bedrohung wahrgenommen und Nerven-Impulse werden an den Hypothalamus im Gehirn weitergeleitet. Dieser aktiviert den Sympathikus des vegetativen Nervensystems. Der Sympathikus wirkt stimulierend auf das Nebennierenmark, welches nun in hohem Maße die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin ausschüttet. Die Wirkung dieser Hormone ist erstaunlich. U.a. arbeitet das Herz-Kreislauf-System schneller und effizienter, Gehirn und Skelettmuskeln werden besser durchblutet und Verdauung oder Sexualfunktionen, die in diesem Augenblick unwichtig sind, werden reduziert, gleichzeitig nimmt der Blutgerinnungsfaktor zu. Sobald die Gefahr überstanden ist, regeneriert sich der Körper in einer Erholungsphase, die durch den Parasympathikus vermittelt wird. Diese körperliche Reaktion nennt man Alarmreaktion.
Heute stehen die Menschen selten Raubtieren wie Bären, Säbelzahntigern oder ähnlichem gegenüber. Die Reaktion auf eine als "Gefahr" eingestufte Situation ist aber immer noch die gleiche: Es entsteht Stress. Von entscheidender Bedeutung ist u.a. die Bewertung, die wir selbst dieser Situation geben. In Situationen, in denen es auf Kampf, Flucht oder Wettbewerb ankommt, kann die körperliche Reaktion von Nutzen sein, da die Aufmerksamkeit und die Kraftreserven gesteigert werden. Situationen hingegen, denen man sich ausgeliefert fühlt, ohne sie beeinflussen zu können, führen zu Hilflosigkeit und Unterordnung. Beide Situationen lösen Stress aus.
Die Wissenschaft gliedert diese beiden Stressarten in Distress und Eustress (eu: gut, schön, dis: schlecht, krankhaft), wobei beide Stressarten emotionale Erschöpfung hervorrufen können. Stellen Sie sich einen Motor vor, der ständig auf Höchstleistung powert, er wird über kurz oder lang Ermüdungserscheinungen zeigen. Beim Menschen ist das genauso.
Die meisten Menschen verbinden mit dem Begriff „Stress" ein negatives Gefühl und benutzen ihn, wenn sie zum Ausdruck bringen wollen, dass sie sich überfordert, überlastet oder „in Hektik" fühlen. Neben Krankheiten und familiären Problemen stellen Arbeit und Termindruck für die meisten Menschen die größte aller Stressquellen dar.
Der Stressablauf im ursprünglichen Sinn:
Orientierung - Erkennen oder Orten der Gefahrensituation
Aktivierung - Der Alarm erfolgt, wenn das Gehirn die Situation als bedrohlich einstuft
Anpassung - Solange die Bedrohung bestehen bleibt, bleibt der Körper alarmbereit
Entspannung - Ist die Bedrohung vorbei, fährt der Körper wieder runter.
Stressablauf heute:
Heutzutage erfolgt oftmals keine Erholungsphase mehr. Eine bedrohliche Situation folgt der nächsten. Der Mensch steht unter Dauerstress. Eine fatale Situation die zum sogenannten burn-out-Syndrom führen kann.
Beide Stressreaktionen, sowohl die positive als auch die negative lösen körperliche Reaktionen aus, wobei die positiven Stressfaktoren, wenn sie allein auftreten, kaum zu negativen Ergebnissen führen. Treten jedoch beide Stressarten ständig auf, ist eine körperliche und seelische Reaktion absehbar.
Wenn sich die Frage stellt, ob Stress zu vermeiden ist oder nicht, sollte jedem bewusst sein, dass es nicht erstrebenswert ist, ein vollkommen stressfreies Leben zu führen. Stollreiter erklärt mit dem Yerkes-Dodson-Gesetz, dass ein Zustand mittlerer Aktivierung für Höchstleistungen unbedingt erforderlich ist. Dieses oder ein höheres Stresspensum darf nur nicht zum Dauerzustand werden.
Sich mit den eigenen Stressbelastungen auseinander zu setzen, ist oft schwer, angesichts der vielen unterschiedlichen Auslöser (Stressoren), die zu Stress führen. Wirksame Stressbewältigung erfordert zunächst eine Analyse des eigenen Verhaltens.
Alle Situationen, die individuell als unangenehm und/oder bedrohlich erlebt werden, können Stressauslöser sein. Enttäuschungen, Versagensängste, Über- oder Unterforderung und Unsicherheiten sind besonders starke Stressoren. Die Stärke des Stressors hängt neben Intensität und Dauer auch davon ab, welche Erfahrungen der einzelne mit ähnlichen Situationen gemacht hat, welche Gewohnheiten vorliegen und wie die äußere Situation gestaltet ist. Die Stressdosis wird bestimmt durch:
Häufigkeit
Dauer
Vielfalt
Intensität
mit der Stressoren auf den Organismus einwirken und die individuelle Bewertung, nämlich die Art und Weise, wie wir selbst die jeweiligen Situationen beurteilen: als bedrohlich, als unsere Kräfte übersteigend oder als zu bewältigen.
Was sind Stressoren?
Unser Bewusstsein teilt die inneren und äußeren Reize in positive und negative Anforderungen ein. Alles was nützlich, befriedigend und angenehm ist, wird als positiv eingestuft; alles was unangenehm, bedrohlich oder überfordernd ist, wird als negativer Stressor eingestuft. Positive Dinge, die plötzlich oder zu intensiv auftreten, können durchaus auch Stressoren sein. Dabei spielen unsere Einstellungen (Kernüberzeugungen, Glaubensmuster) eine wichtige Rolle. Positive Dinge, die wir beispielsweise im Moment nicht gebrauchen oder einstufen können, lösen ebensolchen Stress aus wie negative Dinge.
Heute gibt es wenige Situationen, die die körperliche Stress-Reaktion berechtigt auslösen, da Katastrophen oder Angriffe von Raubtieren relativ selten sind (jedenfalls in unseren Breitengraden). Dafür gibt es eine Menge Situationen, die seelischen Stress auslösen können, die täglichen kleinen Ärgernisse sind heute viel eher für Dauerstress verantwortlich. Stress an sich ist also ein Phänomen, das täglich auftritt und >in gewissen Grenzen und Formen< sogar wichtig ist.
Aufmerksamkeits-Stressoren (Ständig Aufmerksamkeit fordernd)z.B.: Licht, Lärm, Kälte, Hitze, Reizüberflutung, wachsende Verkehrsdichte, Umweltverschmutzung, zu viele Menschen (Platzmangel)
Bedürfnisentzug ( Reize die notwendige Bedürfnisse verhindern)z.B. Schlafentzug, Verhinderung von Nahrungsaufnahme
Leistungs-Stressoren ( Druck durch Erwartung)z.B.: monotone Arbeiten, Unter- oder Überforderung, Prüfungen, Arbeitsplatzwechsel, Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes, Armut, Erfolgsdruck, Mobbing, Anspruchsdruck (gesellschaftliche oder eigene Ansprüche)
Soziale Stressoren (Konflikte im sozialen Umfeld)z.B. Konflikte mit Kollegen, dem Partner, Angehörigen oder Personen aus dem Umfeld, Verlust einer Bezugsperson (Trauer), Angst, Schmerzen, Isolation, Zukunftsungewissheit (Zukunftsangst), Schulden, Krieg, Katastrophen
Sucht und Zwänge (Stressoren, die aufgrund vorhandener körperlicher Reaktionen in einen Teufelskreis führen)durch entstandene Schmerzen oder Depressionen entstandene Medikamenten-Abhängigkeit, Alkohol-, Nikotin- und/oder Drogenmissbrauch
Umgang mit Stress
Die Stress-Wahrnehmung ist immer individuell, darum können Lösungen immer nur auf Einzelpersonen zugeschnitten sein. Eine Situation die für den Einen völlig normal ist, kann für jemand anderen total stressig sein.
Ein Beispiel:
Zwei Mitarbeiter sollen auf einer Betriebsversammlung über die Ergebnisse ihrer Abteilung ein kurzes Referat halten. Mitarbeiter A ist eher ein schüchterner Mensch, mit vielen Zweifeln belastet. Mitarbeiter B ist ein selbstbewusster und von sich überzeugter Mensch. Während jeder nun sein Referat hält, sitzen in der ersten Reihe zwei Zuhörer und sprechen leise miteinander. Mitarbeiter A denkt : „Die finden meinen Vortrag nicht gut“ - er wird nervös und möglichweise wirkt sich diese Nervosität auf sein Referat aus. Er zeigt Stress!
Mitarbeiter B hingegen lässt sich von dem Getuschel nicht irritieren, er ist völlig ruhig und von seinem Vortrag überzeugt. Er zeigt keinerlei Stress-Reaktionen.
Ist Stress erst einmal als solcher erkannt, kann die Ursachenforschung beginnen. Handelt es sich um körperlichen Stress, kann eine regelmäßige sportliche Betätigung helfen, die körperlichen Symptome zu reduzieren. Der Sport ersetzt hierbei die frühere Reaktion Kampf oder Flucht.
Schwieriger ist es schon, wenn emotionale Ursachen beteiligt sind. In diesen Fällen ist das Erkennen von Stress nicht so offensichtlich. Auch hier gibt es effektive Methoden um aus der Stress-Falle zu entkommen:
Ablenkung - anderes denken und anderes tun
Entspannungstechniken - angefangen von autogenem Training über Yoga bis hin zu Tiefenentspannungsmethoden
Den eigentlichen Ursachen auf den Grund zu gehen ist oftmals die reinste Detektivarbeit. Nicht immer ist das, was vordergründig stresst auch wirklich die eigentliche Ursache. Das kann eine wirkliche Stress-Bewältigung behindern. Entsteht beispielsweise eine kriselnde Partnerschaft durch ungewollte Kinderlosigkeit, ist vielleicht Stress in der Arbeit die Ursache der Unfruchtbarkeit. Das heißt, die Grundursache muss entdeckt und behoben werden, bevor die offensichtlichen Dinge gelöst werden können.
Frauen und Männer reagieren unterschiedlich auf bestimmte Situationen. Männer haben öfter als Frauen den Eindruck, eingeengt zu sein und eine Situation nicht im Griff zu haben. Typische Beispiele sind Verkehrssituationen (oder der Mann als Beifahrer), dabei entwickeln Männer ein Gefühl der Hilflosigkeit (Stressor). Frauen hingegen reagieren auf Situationen die die Harmonie stören mit Stress, da sie solche Situationen als bedrohlich empfinden. Außerdem neigen Frauen eher dazu, sich selbst die Schuld an allen Missgeschicken zu geben.
Stress entsteht im Kopf
Dr. Albert Lichtenthal (Neurowissenschaftler) und Dr. Gerhard Bittner (Psychologe) forschen seit mehreren Jahren zum Thema: "Ursache und Bewältigung von Stress". Ein erstes Ergebnis haben sie nun präsentiert: Stress entsteht im Kopf! Hauptursache für Stress sind die Gedanken. Bereits ein einzelner Gedanke oder eine Erinnerung an etwas Unangenehmes können ausreichen, um Schädigungen im Körper auszulösen.
Das bedeutet: Stress verursachen wir selbst - bezogen auf unsere Erinnerungsbilder ordnen wir Situationen ein und bewerten diese Situationen als Stressor: "Gefahr, Bedrohung" oder "Normal".
Eine Möglichkeit aktuellen Stress-Situationen entgegen zu wirken ist den Stressauslöser ins Gegenteil umzukehren.
Ein Beispiel:
Sie kommen am Bahnhof an und sehen, der Zug hat Verspätung. Da Sie einen wichtigen Termin wahrnehmen müssen, tauchen sofort Gedanken auf wie: "Schaffe ich den Termin noch rechtzeitig" oder "Was werden die Leute denken, wenn ich zu spät komme". Die Stress-Reaktion beginnt!
In solchen Situationen sollten Sie sich zuerst einmal die Frage stellen: "Kann ich die derzeitige Situation ändern?" Wenn Sie es können, dann tun sie es, wenn Sie aber keinen Einfluss auf die Situation haben, dann ärgern Sie sich nicht darüber. Versuchen Sie die Zeit positiv zu verbringen, in diesem Beispiel: Versuchen Sie telefonisch zu klären, dass Sie später eintreffen werden. Lesen Sie ein Buch oder trinken Sie in Ruhe einen Tee o.ä. Genießen Sie die unerwartet gewonnene Zeit!
Gott, bitte gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.