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Im Dialog mit Intuition und Unterbewusstsein

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Warum ein Dialog?

Glaubt man der Wissenschaft, dann wären Unterbewusstsein, Intuition und Psyche Dinge, die durch chemische Prozesse im Gehirn geregelt werden. Durch moderne Bildverfahren können elektrische Impulse im Gehirn sichtbar gemacht werden, woraus dann Rückschlüsse gezogen werden. Man fand u.a. die Spiegelneuronen, die für die gleiche Hirnaktivität bei sich beobachtenden Lebewesen verantwortlich sind. Der italienische Physiologie Professor Giacomo Rizzolatti fand mit seiner Arbeitsgruppe heraus, dass bei einem Menschenaffen, der einen anderen beobachtet, dieselben Hirnareale aktiviert werden wie bei dem beobachteten Affen. Dies schien ein gutes Erklärungsmodell für intuitive Empathie zu sein - und tatsächlich wurden Hinweise gefunden, dass man auch beim Menschen von der Existenz von Spiegelneuronen ausgehen kann.

Intuitives Wissen hat schon immer die Neugier der Forscher herausgefordert. Schon vor mehr als zwanzig Jahren erschien das Buch "Mind over Machine" (deutsch: "Künstliche Intelligenz") in dem die Brüder Hubert und Stuart Dreyfus von ihren Untersuchungen berichteten.
Ein Fallbeispiel kommt nicht von den Autoren selbst: Einige Eigner von Hühnerfarmen hatten von dem in Japan praktizierten und entwickelten "Hühner-Sexing" gehört. Diese Technik, mit der die Japaner das Geschlecht eines einen Tag alten Kükens bestimmen, interessierte sie sehr. Die eingeladenen japanischen Experten leisteten Erstaunliches. Einer der Japaner, Hikosoboro Yogo, erreichte während der Demonstration eine Geschwindigkeit von 1400 Hühnern pro Stunde mit einer Genauigkeit von 98 Prozent. Auf Nachfrage konnte er jedoch nicht erklären, wie er die männlichen von den weiblichen Küken unterschied.

Forscher nahmen daraufhin an, dass Menschen Erfahrungen sammeln, die in späteren ähnlichen Situationen unbewusst abgerufen werden können, indem sie in Form intuitiver Entscheidungsimpulse ins Bewusstsein treten. Michael Polanyi (Chemiker und Philosoph) drückte das so aus: "Wir wissen mehr, als wir sagen können."

Ist Intuition dann in unserer Erfahrung begründet - handelt es sich einfach um Wissen, dass wir unbewusst speichern? Wäre das richtig, müssten Experten immer besser als Anfänger sein. Das ist jedoch nicht so. Also musste wissenschaftlich gesehen, ein anderes Konzept her. Die o.g. Spiegelneuronen ist eines davon, ein anderes ist: "die unbewusste Wahrnehmung und Informationsverarbeitung".

Die Untersuchungen zur unbewussten (subliminalen) Wahrnehmung gehen auf verschiedene Personen wie William James, Siegmund Freud u.a. zurück. In einem neueren Forschungsprojekt lernten Versuchspersonen in einer ersten Phase so lange eine erfundene Sprache, bis sie einigermaßen aber nicht vollständig die grammatischen Regeln beherrschten. Danach legte man diesen Personen einige einfache Sätze in dieser erfundenen Sprache vor - sie sollten die grammatikalische Korrektheit mit ja oder nein in wenigen Sekunden beantworten. Das Zwischenergebnis: Viele (mehr als der Zufall erlauben würde) Versuchspersonen lösten diese Aufgabe richtig. Würden wir also nur bewusst wahrnehmen, könnten wir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht richtig antworten. Das Experiment ging aber noch weiter: In einem dritten Schritt sollten die Versuchspersonen erklären, warum der jeweilige Satz falsch oder richtig ist. Das Ergebnis: Viele beantworteten die Frage falsch! Sie verfügten über korrektes Wissen, sie entschieden richtig, konnten jedoch nicht erklären warum.

Diese Untersuchungen zeigen, dass wir unterbewusst viel mehr wahrnehmen, als bewusst. Dadurch wird klar, unser kontrolliertes Bewusstsein ist wesentlich weniger leistungsfähig, als unser unkontrollierbares Unterbewusstsein.
Nun, die Datenmenge, die unser Unterbewusstsein speichert steht uns bewusst nicht zur Verfügung, daher ist eine Kommunikation mit diesem Faktor unseres Selbst durchaus lohnenswert.

Unterbewusstsein und Intuition

Da unser Bewusstsein nur eine begrenzte Anzahl von Informationen gleichzeitig verarbeiten kann, ist eine Wahrnehmung darüber hinaus wichtig für das Überleben des Menschen. Maja Storch, eine Schweizer Psychologin schreibt dazu: "Neueste Forschungen auf dem Gebiet der Neurowissenschaften zeigen, dass der Mensch neben dem rationalen Entscheidungssystem, das mit bewussten Prozessen verbunden ist, auch über ein Entscheidungssystem, das mit Gefühlen und körperlichen Empfindungen verbunden ist, verfügt." Intuition sei in komplexen Situationen, die viele Variablen enthalten, dem rationalen Entscheidungssystem überlegen.

Von klein auf hat man uns beigebracht "vernünftig" zu sein, überlegt zu handeln und rational zu denken; Gefühle spielten da meist keine Rolle. Im Gegenteil, wer kennt nicht solche Sätze wie: "Jungen winen nicht!". Die Ergebnisse der Hirnforschung deuten heute allerdings darauf hin, dass Gefühle beim Handeln überlebenswichtig sind. Motivationspsychologen haben herausgefunden, dass nur diejenigen Entscheidungen eine reelle Chance haben, auch in Handlungen umgesetzt zu werden, die von einem starken positiven Gefühl begleitet sind.

Der amerikanische Neurowissenschaftler Michael Gershon (Chef des Departments für Anatomie und Zellbiologie der Columbia University in New York) gilt als Entdecker des "Bauchhirns". Konkret ist damit der Verdauungstrakt gemeint, er besitzt mehr als 100 Millionen Nervenzellen, mehr als im gesamten Rückenmark zu finden sind; und es kommuniziert mit unserem Kopfhirn. 90% der Kommunikations-Verbindungen laufen von unten nach oben.

Ist es daher sinnvoller, sich generell auf Entscheidungen aus dem Bauch zu verlassen? Nun, wie immer im Leben, sollte man beide Seiten beachten. Intuition sollte nicht unterdrückt werden, da unser Unterbewusstsein ja bekanntlich eine viel bessere Datenbasis besitzt, als unser Kopf-Speicher, sie sollten eine enge Partnerschaft eingehen. Ang Lee und Theodor Seifert beschreiben in ihrem Buch "Intuition" die Methode des Mathematikers Henri Poincaré:

  • Präparation - man beschäftigt sich zunächst ausgiebig mit der Aufgabe oder dem Problem, sucht aktiv nach Lösungen und prüft auch die ethischen und moralischen Richtlinien.
  • Inkubation - nun "lässt man los", ignoriert die Aufgabe, geht seinem Hobby nach oder schläft.
  • Illumination - der Geistesblitz, die Erleuchtung, die Lösung stellt sich ein - dies kommt nicht gewollt, sondern von alleine, man weiß plötzlich, was zu tun ist.
  • Verifikation - die intuitiv gefundene Lösung sollte unbedingt noch einmal kritisch hinsicht-lich Wahrheit und Ethik überprüft werden.


So mancher Wissenschaftler (z.B. Albert Einstein, Auguste Kekulé) fand Formeln oder Ideen im Schlaf oder in einer tiefen Entspannung.

Die meisten Menschen sind sich heute zwar ihrer Intuition bewusst, haben jedoch keinen Zugriff auf das Unterbewusstsein - sie haben verlernt auf die "feine Stimme der Seele" zu hören, sie kommen kaum noch zur Ruhe und der innere Dialog findet nicht statt.

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